Archäologie

Verantwortlicher:

Conrad Schmidt hat in Leipzig, Halle (Saale), London und Tübingen Vorderasiatische Archäologie und Altorientalische Philologie studiert und 2003 den Magister gemacht. 2007 hat er an der Universität Tübingen seine Dissertation mit dem Thema: „Die Keramik der Früh-Gazira V- bis Alt-Gazira II-Zeit vom Tall Mozan“ abgeschlossen und anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Qatna-Projekt von Peter Pfälzner gearbeitet. Seit 2010 leitet er selbständig verschiedene Feldforschungsprojekte im Sultanat Oman, insbesondere in Bat, Al-Zebah, Al-Ayn und zuletzt Al-Khashbah, wofür er Fördermittel unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Gerda Henkel Stiftung und dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland eingeworben hat. Seine Forschungsschwerpunkte sind die sozioökonomische Entwicklung, materielle Kultur und Lebensweise der Menschen auf der Omanischen Halbinsel in der Bronzezeit.


Angewandte Methoden:

Die Archäologie untersucht die materielle Kultur des Menschen in der Vergangenheit, um daraus Rückschlüsse auf seine Aktivitäten und seine kulturelle Entwicklung zu ziehen. Es gibt viele regionale, chronologische und methodische Teildisziplinen in der Archäologie, welche die gesamte Bandbreite des zu untersuchenden menschlichen Verhaltens widerspiegeln. Mein Spezialgebiet ist die Archäologie der östlichen arabischen Halbinsel von etwa den ersten Viehhirten um 7.000 vor bis zum Beginn der islamischen Zeit im 7. Jahrhundert nach Christus. Die Archäologie der arabischen Halbinsel ist eine eher junge Disziplin, deren Anfänge in die 1970er Jahre zurückreichen.

Obwohl sich die Archäologie hauptsächlich mit der Untersuchung von Gebäuden, Werkzeugen und anderen Artefakten beschäftigt, spielen die Naturwissenschaften eine zunehmend größere Rolle im Fach, da sie die traditionellen archäologischen Methoden, wie Oberflächenbegehung, Ausgrabung und Studium der materiellen Kultur, ideal ergänzen. Dies ist der Grund, warum das Projekt UmWeltWandel mit dem Sultanat Oman als regionalem Schwerpunkt eine Vielzahl von naturwissenschaftlichen Disziplinen, wie Archäobotanik, Geomorphologie, Malakologie und Palynologie (siehe andere Teilprojekte), einschließt, um auf diese Weise zum ersten Mal Vegetation, Wasserressourcen und Klima Zentralomans in der Bronzezeit in ihrer ganzen Breite zu untersuchen. Mit ihrer Hilfe soll die Wechselbeziehung zwischen der Lebensweise der Menschen auf der einen und der Umwelt auf der anderen Seite verstanden werden. Dies bedeutet, dass nicht nur die Anpassung des Menschen an die marginale Umwelt erforscht werden soll, sondern auch mögliche Eingriffe des Menschen in das Ökosystem, was zu langfristigen Veränderungen in der Vegetationsdynamik und der Verfügbarkeit von Wasser und damit in der Mobilität und Subsistenz der Gesellschaft geführt haben könnte. Damit liefert das Projekt auch wichtige Anregungen für unsere aktuellen Debatten über die Klima- und Umweltveränderung.

Während des Projektes UmWeltWandel sollen im Wesentlichen zwei Arten von Umweltarchiven untersucht werden: große Gräben, die die monumentalen Gebäude aus Stein und Lehmziegeln umgeben, sowie Paläoseen und Senken, die einst, zumindest zeitweise, mit Wasser gefüllt waren. Beide sind bestens geeignet, um alle Arten von Makro- und Mikropflanzenresten sowie alte Bodenablagerungen und Landschnecken zu enthalten, die von den verschiedenen an dem Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern analysiert werden. Während die großen Grabenanlagen erst durch Magnetometerprospektionen detektiert werden müssen, bevor Ausgrabungen stattfinden können, dienen Fernerkundung, Luftbilder und fußläufige Surveys dazu, Paläoseen zu entdecken, aus denen hauptsächlich Bohrkerne entnommen werden. Mit Beschleuniger-Massenspektrometrie (AMS) und optisch stimulierte Lumineszenz (OSL) werden die Ablagerungen genau datiert. Ein Web-GIS hilft bei der Verwaltung und Visualisierung der von den Beteiligten während des Projektes gesammelten geografischen Informationen. Darüber hinaus dient eine Online-Datenbank als Grundlage für die Langzeitarchivierung der im Projekt erzielten Daten sowie zur Verwertung durch andere Forscherinnen und Forscher.


Zwischenergebnisse:

Zwischen Herbst 2021 und Frühjahr 2022 wurde intensiv nach weiteren frühbronzezeitlichen Gräben sowie anderen Anomalien im Umfeld der Türme von Al-Khashbah, Al-Qabrayn und Al-Fath gesucht. Dabei kam ein Bartington Grad601-Magnetometer mit zwei Sensoren zum Einsatz. Die Prospektionen dauerten insgesamt acht Wochen.

Al-Qabrayn und Al-Fath, die 6 km südöstlich beziehungsweise 12 km östlich von Al-Khashbah entfernt liegen, weisen Anomalien auf, bei denen es sich um große, ringförmige Grabenanlagen handeln könnte. Der Graben von Al-Qabrayn wäre mit einem Durchmesser von rund 70 m allerdings ungewöhnlich groß. 2023 soll er in einem kleinen Bereich ausgegraben werden, um Sediment- und andere Proben für die Umweltuntersuchungen zu gewinnen.

Die Ergebnisse der Magnetometerprospektion in Al-Fath sind ebenfalls nicht ganz eindeutig, wenngleich sehr vielversprechend. Außerhalb des deutlich zu erkennenden runden Turms mit umgebender Steinmauer deuten auch hier ringförmige Strukturen auf die Existenz mindestens eines Grabens hin. Zusätzlich gibt es im Nordosten eine große, leicht gebogene Anomalie, die vielleicht ebenfalls zeitgleich mit dem Gebäude ist. Andernfalls hat sie etwas mit dem inzwischen nicht mehr genutzten, ca. 50 bis 100 Jahre alten Falaj unmittelbar östlich zu tun.

Die Prospektionen in Al-Khashbah sind noch nicht abgeschlossen und werden 2023 fortgeführt. Besonderes Interesse gilt den Gebäuden VII und II. Letzteres könnte mit einer Wasserquelle in Verbindung stehen.