Der Fundort Al-Zebah

Al-Zebah

Al-Zebah befindet sich in der Provinz Az-Zahira, etwa sieben Kilometer nordwestlich der Nekropole von Bat. Der Fundort befindet sich in einer Ebene, welche an drei Seiten von Bergen umgeben ist. Er ist durch große, rechteckige Strukturen charakterisiert, die sich auf einer Fläche von ca. 150 x 200 m verteilen. Al-Zebah wurde erstmals 1989 von Gentelle und Frifelt erwähnt, welche jedoch davon ausgingen, dass es sich bei den an der Oberfläche sichtbaren Strukturen um moderne Bauten aus alten Grabsteinen handelt. 2006 wurde der Fundort von Gerd Weisgerber vom Deutschen Bergbaumuseum Bochum und Sultan al-Bakri vom Ministry of Heritage and Culture des Sultanats Oman aufgesucht, welche über die zahlreichen an der Oberfläche liegenden Umm an-Nar-zeitlichen Keramikscherben berichteten. Auf Grund dieser Tatsache datierten sie den Fundort in das 3. Jahrtausend v. Chr.. Zwischen 2012 und 2015 fanden archäologische Untersuchungen der Universität Tübingen unter der Leitung von Dr. Conrad Schmidt in Al-Zebah statt. Dabei wurden drei Hauskomplexe, Gebäude III, Gebäude IV & V und Gebäude VI, ausgegraben.

Al-Zebah von Westen.

Orthofoto von Al-Zebah.


Gebäude III

Im nördlichsten der untersuchten Hauskomplexe, Gebäude III, wurden insgesamt neun Räume freigelegt. Einige dieser Räume, wie beispielsweise Raum G, sind mit Seitenlängen von über 8m erstaunlich groß. Im Raum G, wurden mehrere einfache Feuerstellen gefunden. Neben Raum G befindet sich der nur 2,20 m breite Korridor U, welcher über zwei Rampen vom Raum G aus zugänglich ist. Auch im Raum U wurden Feuerstellen angetroffen. Radiokarbonmessungen der Holzkohle aus diesen Feuerstellen liefern Daten am Ende der Umm an-Nar-Zeit um 2200–2100 v. Chr.. Nördlich des Raums U schließt der Hof V mit seinen zwei kleinen Nebenräumen, Raum L und Raum O an. Zahlreiche Feuerstellen und Aschehaufen wurden im Hof V gefunden. Um dem Nebenraum L herum verteilen sich drei große Keramikgefäße. Den Raum dominiert eine große, sorgfältig mit Steinen ausgekleidete Herdstelle. Ein Durchgang im Nordwesten des zweiten Nebenraums O führt in den großen Raum I. Dieser besitzt einen dreieckigen Grundriss, war jedoch ursprünglich wahrscheinlich rechteckig. Vermutlich wurde der nördliche Teil des Raumes durch das an das Gebäude III angrenzende Wadi bei einer besonders schweren Flut weggespült. Die neue, diagonal verlaufende Außenmauer des Gebäudes wurde anschließend durch verschiedene Baumaßnahmen verstärkt. Raum I besitzt außerdem einen kleinen Nebenraum, Raum DA, welcher wie auch der Raum L von großen Keramikgefäßen umgeben ist. Bei beiden Räumen kann man demnach davon ausgehen, dass hier Aktivitäten stattfanden, die mit der Nahrungsmittelzubereitung in Verbindung stehen.

Plan des Gebäudes III.

Raum L in Gebäude III mit großer Herdstelle im Inneren und nach ihrer Restaurierung wieder zurückgestellten Keramikgefäßen außerhalb des Raums.


Gebäude IV & V

Das Gebäude IV befindet sich im Westen von Al-Zebah. Es weist zahlreiche Umbauten und Modifikationen auf, welche jedoch wahrscheinlich alle in die Umm an-Nar-Zeit datieren. Die älteste Nutzungsphase besteht aus mindestens sechs rechteckigen Räumen. Verschiedene Feuerstellen und Umm an-Nar-zeitliche Keramikscherben wurden auf den Fußböden dieser Räume gefunden. Darüber befinden sich die Überreste jüngerer Mauern, welche in ihrem Verlauf größtenteils den älteren Mauern folgen. Es konnten keine zugehörigen Fußböden identifiziert werden. Die jüngeren Mauern stehen, wie beim Gebäude VI, im Zusammenhang mit einer runden Struktur, welche die Bezeichnung Gebäude V erhalten hat. Das Gebäude V ist ein runder Steinhügel mit einem Durchmesser von 4,90 m und einer maximalen Höhe von 1,20 m. Sein Inneres weist einen 0,50 m im Durchmesser messenden Hohlraum auf. Die Ausgrabungen im Gebäude V erbrachten keine Funde. Daher ist seine Funktion und die vergleichbarer runder Strukturen in Al-Zebah ungeklärt.

Gebäude IV und V von Westen.


Gebäude VI

Das Gebäude VI liegt im Osten von Al-Zebah. Sein ursprünglicher Grundriss besteht aus einem großen, quadratischen Raum, Raum AA, an den sich der kleine Raum CA anschließt. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde der Raum AA in zwei kleinere Räume geteilt, die Räume HA und FA. Diese beiden Räume stehen mit einer kreisförmigen Struktur im Zentrum des Raums AA in Verbindung. Im Nordosten des Gebäudes VI wurde ein Annex angebaut. Dieser erhielt die Bezeichnung Raum GA. Die Mauern des Raumes GA unterscheiden sich von den anderen Mauern der Häuser in Al-Zebah insofern, als dass sie aus aufrecht stehenden Steinen errichtet wurden und insgesamt ein weniger sorgfältigen Erscheinungsbild abgeben. Zwei Feuerstellen, die sich durch einen roten Kreis aus verbranntem Ton auszeichnen, befinden sich im Raum GA.

Plan des Gebäudes VI.

Gebäude VI von Westen.


Hosn Qarri

Gerd Weisgerber berichtete bei seinem Besuch Al-Zebahs im Jahr 2006 von einem Umm an-Nar-zeitlichen Turm auf einem kleinen Hügel nordwestlich der Siedlung. Er identifizierte damals mehrere Mauern und fand eine Keramikscherbe aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. Heute ist der Hügel durch Testsprengungen der lokalen Steinbruchbetreiberfirma schwer beschädigt. Die lokale Bevölkerung bezeichnet den Hügel als Hosn Qarri. Das Team der Universität Tübingen hat ein 3D-Modell des gesamten Hügels erstellt, in welchem an der Westseite die Überreste von mindestens drei Terrassenmauern gut zu identifizieren sind. Auf der steil abfallenden Ostseite des Hügels sind keine Mauern zu erkennen.


Geophysikalische Prospektion

2015 wurden geophysikalische Untersuchungen durch Jason Herrmann von der Universität Tübingen in den Freiflächen zwischen den Gebäuden der Siedlung von Al-Zebah durchgeführt. Ziel war es, herauszufinden, ob es unter der Oberfläche verborgene Strukturen gibt und wozu die Freiflächen allgemein genutzt wurden. 34 20 x 20 m große Quadranten wurden dafür prospektiert. Die Ergebnisse zeigen keinerlei Strukturen, sodass davon ausgegangen werden kann, dass diese Bereiche auch in der Umm an-Nar-Zeit Freiflächen gewesen sind.

Ergebnis der geophysikalischen Prospektion im Bereich zwischen den Gebäudes III und VI (Jason Herrmann).